Montag, 20. Mai 2013

29.3.13 Wanderung - World Peace Pagoda




Am Morgen machte ich einen Rundgang in der Umgebung, um andere Unterkünfte zu schauen, leider waren sie entweder nicht so sauber oder zu laut oder zu unpersönlich. Am Vortag wurde mir in meinem GH ein Zimmer im ersten Stock eventuell in Aussicht gestellt, ich ging also nach meiner Hotelbesichtigung zurück und fragte den jungen, kindlichen Burschen, der mich gestern eingecheckt hatte, wie es ausschaut. Tatsächlich ist ein schönes Zimmer frei geworden. 
Jetzt habe ich alles: das schönste Zimmer in der Anlage, mit Blick über den nach Blumen duftenden Garten, und  auf den weißen Gipfel von Machhapuchhre, dem „Fischschwanz“ im Annapurna-Massiv... mir geht es gut.
Blick vom Balkon


Ich transferierte nur das Gepäck in das andere Zimmer und ging zur World Peace Pagoda. Es ist eine moderne buddhistische Stätte auf einem Hügel, auf ca. 1300 Meter. Hier in der Umgebung leben viele tibetische Flüchtlinge, wobei sie schon sehr etabliert sind in ihren Dörfern, die schon lange nicht mehr als Lager wirken. 


Lonely Planet beschreibt mehrere Wege, wie man zur Pagode gelangen kann, ich wählte die längste Möglichkeit, einen Aufstieg, zunächst durch einen Vorort von Pokhara am See entlang, dann durch den Wald. Ich ging raus aus der Stadt, bis zu der Abzweigung, die Richtung Pagode führte. Und schon bald verfolgten mich zwei selbst ernannte Guides, die mich rauf führen wollten. Das war mir etwas unheimlich. Die Gegend war etwas heruntergekommen, seltsam unangenehm. Ich ging über eine desolate Hängebrücke, im Fluss wuschen sich Menschen, Dreck lag herum. Der eine 'guide' überholte mich und wartete auf der anderen Seite, der zweite blieb zurück. Ich ging ein paar Schritte und es war mir nicht danach, alleine im Wald aufzusteigen. 
Ich spürte einen Anflug von Unbehagen. Ich sah dann ein europäisches, blasses Pärchen mittleren Alters mit einem Guide kommen. Etwas vom Typ „wir trauen uns so weit zu reisen, aber bitte nur mit dreifachem Gurt, Sauerstoffmaske und Desinfektionsmittel“... Ich fragte die Frau auf Englisch ob sie rauf gehen. Sie antwortete „I don’t think so“. Ok, das war‘s für mich. Das erste Mal kehre ich um, alleine gehe ich nicht und sonst sind keine Touristen in Sicht. Hinter mir hörte ich die obligatorische Frage der Einheimischen an das Pärchen gerichtet: „Where are you from?“ Die Antwort: „from Austria, Vienna...” hm...

Der eine, etwas heruntergekommene Mann ist inzwischen schon wieder um mich herum...


Ich ging zurück und gleich sah ich ein junges Pärchen entgegen kommen. Ich fragte sie, ob sie zur Pagode gehen, sie bejahten, ob ich mitgehen könnte, weil ich alleine belästigt werde, wieder ein Ja.  Wir gingen also zu dritt, sie gebürtige Kubanerin, lebte bis vor kurzem in Miami, er Spanier, beide seit kurzem verheiratet und gemeinsam auf Mallorca lebend. Zu dritt hatten wir absolut kein Problem mehr, wir fanden den Weg, etwas spärlich in LP beschrieben...       
Der Weg war angenehm, zwar bergauf, aber relativ schattig, also nicht so anstrengend. Wir gingen alleine, nur einmal trafen wir ein deutsches Pärchen entgegen kommend. 
Erst ab der Abzweigung, von wo der kurze Weg zur Pagode führte, waren Leute da. Serge meinte, sie wollten weiter hinauf gehen und den Phewa Tal Circuit machen, d.h. durch die Bergdörfer bis auf die andere Seite des Sees und dann mit dem Bus zurück. 
Ich wollte weder zurück nach Pokhara,  hatte doch Zeit, es war erst 12 Uhr, noch wollte ich alleine den Abgang gehen. Sie hatten nicht dagegen, dass ich mitgehe, also gingen wir weiter, 3 Dörfer, eigentlich noch viel schöner als ich mir das gedacht hätte, friedlich und offen, die Menschen sehr nett und zurückhaltend.



Auf dem Weg versuchten meine Begleiter einen großen Vogel (Geier?) zu retten, der sich offensichtlich was gebrochen hatte. Sie trugen ihn auch, in eine Jacke eingewickelt, bis zum nächsten Dorf. In einen Bauernhof versuchten wir den Frauen (Männer waren nicht zugegen) verständlich zu machen, dass sie den Vogel gesund pflegen oder töten und essen sollten. Ich glaub, die haben uns für verrückt gehalten. Sie meinten (die Zeichensprache ist super!), schmeiß ihn doch am Wegrand weg, der soll dort krepieren... die Kubanerin wollte das nicht, die alte redete Nepali auf ihren Mann ein, er antworte ihr auf Spanisch, dass sie locker weiter reden könne, aber er verstünde kein Nepali… es war schon eine witzige Vorstellung das Ganze. 























Die zweite, junge resolute Frau nahm dann ein Juttesackerl, schob den Vogel drauf, ging (wir ihr nach) raus zum Pfad Richtung Margi (das dritte Dorf, wo wir hinsollten) und lud ihn dort ab. Fertig, tschüs… Meine Begleiterin meinte noch: töte ihn, damit er nicht leidet. Die Frau hatte die ganze Zeit eine Sichel in der Hand, sie wollte aber nichts mehr tun und ging weg. Ein paar Jugendliche waren in der Gegend. Auch einer von denen hatte eine Sichel in der Hand. Die Kubanerin fragte, ob sie das machen könnten. Nein. Sie fragte ihren Mann,  auch ein Nein. Dann versuchte sie es selbst. Ich entfernte mich schon ein wenig, wollte der Prozedur nicht beiwohnen, ich kann Blut nicht sehen. Nach einer Weile ging es weiter. Sie schaffte es nicht, den Vogel zu killen, weil sie mit der Sichel nicht umgehen konnte. Wir gingen also weiter, ohne den Geier zu erlösen.
Irgendwann erreichten wir den Bergfuß, durch ausgetrocknete, ruhende Reisfelder auf denen Büffel und Kühe grasten, ging es zu einer staubigen Straße. Nur noch ein Fluss trennte uns von ihr. Mit einem Floss am Seil setzten wir über. 

Im nächsten Dorf machten wir noch einen Stopp in einer buddhistischen Schule. Die Lehrer waren aus Tibet, die Novizen aus Mustang. Im Hof lernte ein Grüppchen Novizen Englisch und Mathe, am Sportplatz tobten sich die anderen beim Fußball aus. Die kleinsten Zwerge hatten kein Mönchsgewand an. Der tibetanische Lehrer erklärte uns, die sind zu klein dafür. Sie beginnen mit sechs Jahren zu lernen, nach 7 Jahren geht es weiter, über die Grenze, schon in Indien, wo sie eine mittlere Schule besuchen können. 

Der Bus kam an, voll, wir stopften uns auch noch rein. Am Weg lernte ich, dass ein überfüllter Bus noch mindestens 10 weitere Leute fassen kann. Staubig, verschwitzt, mit sonnengebrannten Armen und Gesicht kam ich in Pokhara an. 

Nach der Dusche und umgezogen fühlte ich mich wie neugeboren. Die Büffel- und vegetarischen Momos (gefüllte Teigtaschen) schmeckten himmlisch gut.
Mein Magen ist auch schon ok. Es war meine erste vernünftige Mahlzeit seit den Magenproblemen.

Ich verhandelte noch einen Taxipreis für den nächsten Morgen nach Sarangkot. Es ist ein Berg (1592m) bei Pokhara, von dem ein wunderbarer Blick auf das Annapurna-Massiv möglich ist. Ich wollte in eine Richtung fahren und den Weg runter zurück wandern. Um 5 Uhr wäre die Abfahrt, um den Sonnenaufgang zu sehen. Ich sollte also um 4.30 Uhr aufstehen. Von Gedanken geplagt, ob das vernünftig ist, nur in eine Richtung zu fahren und zurück zu wandern, schon wieder durch den Wald und alleine, mit dem Trost, dass vielleicht doch mehr Touristen unterwegs sein würden, schlief ich ein.

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